In unmittelbarer Nähe zur deutschen Ferieninsel Usedom – genauer gesagt rund sechs Kilometer vor Swinoujście – hat die kanadisch-norwegisch geprägte Firma Central European Petroleum (CEP) einen bahnbrechenden Ölfund gemacht: Das sogenannte „Wolin East“‑Feld enthält nach ersten Schätzungen rund 22 Millionen Tonnen Öl und 5 Milliarden Kubikmeter Erdgas, mit einem Gesamtvolumen von über 200 Millionen Barrel Öläquivalent. Der größere Lizenzbereich umfasst möglicherweise sogar 33 Millionen Tonnen Öl und 27 Milliarden Kubikmeter Gas.
Für Polen könnte der Fund ein energiepolitischer Wendepunkt sein: Bislang wurden rund 95 % des Rohöls importiert. Dieses Feld allein könnte künftig 4–5 % des nationalen Jahresbedarfs decken und die heimische Energiebilanz deutlich verbessern. Analysten sehen darin jedoch keinen revolutionären Einfluss auf das europäische Energiegleichgewicht. Zwar sei das Vorkommen deutlich größer als bisherige baltische Funde – doch es handele sich um einen klaren Investitions‑, nicht Energie‑Durchbruch.
Die Nähe zu Usedom hat sofort Kritik hervorgerufen:
-
Umweltminister Til Backhaus (Mecklenburg‑Vorpommern) und örtliche Verbände warnen vor Beeinträchtigungen für den Tourismus, Lärm, Vibrationen und möglichen Schäden an der empfindlichen Ostseeökologie.
-
Die Heringsdorfer Bürgermeisterin Laura Isabelle Marisken bezeichnet die Gegend als wertvollen Naturraum und fordert klare Absprachen mit Polen zum Schutz der Region.
-
Das Bundesumweltministerium verweist auf EU‑Klimaziele und betont, dass potenziell grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfungen notwendig seien.
Für die Inselgemeinden im Landkreis Vorpommern-Greifswald steht nun viel auf dem Spiel: Soll die Ostsee zum industriellen Bohrfeld werden oder bleibt sie Schutzraum? Klar ist: Öffentliche Dialoge, Umweltchecks und deutsch-polnische Kooperationen sind unerlässlich. Sowohl Tourismus als auch Natur müssen langfristig geschützt werden, während gleichzeitig geprüft wird, ob und unter welchen Bedingungen die Energiechance nachhaltig genutzt werden kann.
Ein historischer Fund – dessen Bedeutung und Verantwortung zugleich groß sind.